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Nicht Burg Wasgenstein - der Maimont mit seinem Ringwall ist die Kampfstätte des Walthariliedes

Als Schauplatz des ersten Kampfes wird heute allgemein die Burg Wasgenstein am Fuße des Maimont angenommen. So kann man es auch in allen „Deutschen Heldensagen" lesen, obwohl der Name Wasgenstein im Waltharilied selbst nicht vorkommt. Diese Gleichsetzung ist vor allem auf eine Stelle im Nibelungenlied zurückzuführen, wo im fernen Hunnenland der Recke Hildebrand an Hagen die Frage stellt: „Nun, wer war es, der auf dem Schilde vor dem Wasgensteine saß, als ihm der Spanier Walther so viele der Freunde erschlug?" Das Walthari­lied ist jedoch Sagenstoff der Völkerwanderungszeit, während das Alter der Burg Wasgenstein nicht über die Hohenstaufenzeit hinausreicht.


Mit Recht haben daher verschiedene Walthariforscher darauf hingewiesen, daß die Burg Wasgenstein unmöglich zu der Beschreibung des ersten Kampfes paßt. Der Kampf wurde auf einem Berggipfel mit Fernsicht ausgetragen, während die Burg Wasgenstein am Fuße des Maimont liegt. Auch ist die Kluft am Felsenspalt zwischen Ober- und Unterwasgenstein für die Durchführung der Kämpfe Walthers viel zu klein.

Der Archäologe und Konservator Friedrich Sprater schrieb schon im Jahre 1943 in den „Westmärkischen Abhandlungen zur Landes- und Volksforschung": „Nach der Schilderung des Walthariliedes lag der erste Kampfplatz in dem Sattel zweier von Felsen gekrönter Berge. Diese Beschreibung paßt nun ausgezeichnet auf den Maimont. Bei ihm handelt es sich um einen Doppelberg mit zwei Gipfeln, deren einer den Namen Herberg (Höhe 491 m mit dem Friedenskreuz), der andere den Namen Maimont trägt (Höhe 513 m mit dem Ringwall und Opferschale).

Beide Gipfel, insbesondere der Herberg tragen auf ihrem Rücken Felsen. Zwischen den beiden Gipfeln liegt ein Bergsattel, auf welchen die Beschreibung des Walthariliedes vollständig paßt. Die Nordseite wird von einem Ringwall umschlossen, der bis in die unmittelbare Nähe des Sattels reicht. Dieser Sattel zwischen den beiden Berggipfeln bietet hinreichend Raum für die Kämpfe, die im Waltharilied geschildert werden. Innerhalb des Ringwalles hat man auch eine weitreichende Aussicht nach allen Seiten. Hagens Platz während des ersten Kampfes haben wir wohl auf dem Herberg zu suchen. Von dort oben konnte er den Kämpfen zusehen."

Der Konservator und Leiter des Amtes für Vor- und Frühgeschichte, Dr. Kaiser in Speyer, erforschte vor Jahren den Maimontgipfel mit seinem Ringwall aus keltischer Zeit und den Maimontsattel. Auch er ist davon überzeugt, daß nicht die Burg Wasgenstein, sondern der benachbarte Maimont der Kampfplatz der Waltharisage ist.

Unter seiner Leitung unternahm der Hauptverein des Pfälzerwald-Vereins im Juni 1957 eine Lehrwanderung „Auf den Spuren der Vergangenheit" in den Wasgau zum Maimont, der Heimat der Waltharisage. Nach dieser Lehrwanderung schrieb die Presse: „Oben im Sattel des Maimont hielt Dr. Kaiser aus Speyer eine Ansprache, um die Teilnehmer der Lehr­wanderung darauf hinzuweisen, daß an dieser Stelle der erste Kampf zwischen Walther und den Recken des Königs Gunther stattgefunden hat ... Nun, so führte Dr. Kaiser aus, stehen wir auf dem Gelände, wohin die Sage das Helden­epos verlegt hat ... Als Ort der Entstehung des Walthariliedes ist das Kloster Weißenburg anzusehen ... Lehrer Unold aus Petersbächel hat bei dieser Lehrwanderung bewiesen, daß ihm die Historie der „Walthari-Landschaft" eine Herzensangelegenheit ist."

Der erste Kampf fand auf dem Gipfel des Maimont vor dem befestigten Eingang des Ringwalles statt. Walther hatte hier einen so günstigen Platz, daß immer nur einer der Recken Gunthers gegen ihn kämpfen konnte. Die Stätte des Entscheidungskampfes der drei Helden war auf freiem Gelände im Steinbachtal beim Waltherstein in der Nähe des Dorfes Obersteinbach.

Es wäre sehr zu begrüßen, wenn auch die Verleger der „Deutschen Heldensagen" ihre Bücher auf den neuesten Stand der Forschung bringen würden.

In mittelalterlichen Grenzbeschreibungen von 1452 und 1521 erinnern Namen wie Walthersloch, Walthershag, Walthersbach und Waltherstachel in den Wäldern am Nordabhang des Maimont an Walther von Aquitanien, den Helden des Walthariliedes. Das Rittergeschlecht der Wasgensteiner führte eine silberne Hand auf rotem Felde in seinem Wappen.

Mitten durch das Waltharigelände zieht heute über Maimont und Herberg die deutsch-französische Grenze. Durch das Grenzabkommen nach dem Wiener Kongreß zwischen Bayern und Frankreich im Jahre 1825 hat das Königreich Bayern leider ein großes urdeutsches Gebiet mit den Dörfern Obersteinbach, Niedersteinbach und Wengelsbach sowie die Burgen Wasgenstein, Klein-Arns­burg, Lützelhardt und Frönsburg an Frankreich abtreten müssen.





Das Mosaikbild von Walther und Hildegunde an der ehemaligen Walthari­schule in Petersbächel und die in Bronze gegossenen Heldengestalten des Walthari-Brunnens an der größten Schule des Landkreises Pirmasens in Dahn sind stete Erinnerungen an das bei Schülern und Lehrern in Vergessenheit geratene Waltharilied, das Heldenepos des Wasgaues.







Aus dem Bericht "Das Waltharilied, ein Heldenepos des Wasgaues" von Karl Unold, Dorfschullehrer und Heimatfoscher aus dem Heimatkalender 1982


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